Sehen Geister, wenn es sie denn geben sollte, möglicherweise so das Museum Schloss Morsbroich? Foto: Uwe Miserius
Leverkusen (RP). Einige glauben an Ufos, andere an Geister und Untote, andere halten alles für Hirngespinste. Dennoch: Nordrhein-westfälische Geisterjäger inspizierten am Samstag das Leverkusener Museums-Schloss. Ergebnisse stehen noch aus.
Es war eine Pressekonferenz im Dunkeln, die Samstagabend in Schloss Morsbroich stattfand, noch dazu in absoluter Stille. "Wenn hier jemand ist, den wir nicht sehen können, mache Dich bitte jetzt bemerkbar, zeige uns, dass Du da bist", eröffnete Melanie Schindler, Gründungsmitglied der Ghosthunter, den Termin. Wer nun an die Ghostbusters denkt, den Film aus den 90ern, an Neutronenstrahler und Poltergeister, der wurde an diesem Abend belehrt, denn mit modernster Technik begaben sich Melanie und ihre fünf Kollegen auf Geisterjagd.
Punkt 19.30 Uhr ging dazu das Licht in allen Räumen des Schlosses aus. Mit Gaussmaster, Diktiergerät, Infrarotkamera und Kameraüberwachung in jedem Raum will das sechsköpfige Geisterjäger-Team klären, ob auf Schloss Morsbroich paranormale Phänomene ihr Unwesen treiben. "Wir wollen herausfinden – ist da etwas dran an paranormalen und unerklärlichen Dingen", erläuterte Melanie Schindler das Konzept der Gruppe.
Der Verein
"Ghosthunter NRW" hat sich im April 2010 gegründet. Seitdem geht das sechsköpfige Team paranormalen Phänomenen in Privathaushalten auf den Grund. Eine Sitzung dauert mehrere Stunden und findet nachts statt. Kosten für den Hauseigner: keine.
"Die meisten Menschen, die uns rufen, haben wirklich große Angst. Diese wollen wir ihnen nehmen – durch eine rationale Herangehensweise und beruhigende Worte." Dazu scheuen die Hobby-Geisterjäger keine Kosten und Mühen – sechs Stunden verbringen sie im Schnitt in einem Haushalt, mit einer Ausrüstung, die etwa 4000 Euro gekostet hat. Aber ob es auf Schloss Morsbroich nun wirklich spukt? Geister, Untote und Stimmen aus dem Nichts, das gibt es doch sonst nur bei Stephen King, Mary Shelley oder in Filmen. Doch Fritz Emslander, stellvertretender Direktor des Schlosses, will nichts ausschließen.
"Die Nichtexistenz von Geistern zu beweisen, ist genauso schwer, wie die Existenz zu beweisen", betonte er und ließ viel Raum für gruseliges Kopfkino. Klarheit können da wohl nur die Ghosthunter bringen – aber frühestens in einer Woche. So lange dauert die Auswertung des Ton- und Bildmaterials. Die Ergebnisse werden Schindler und ihre Kollegen von Ghosthunter NRW am 26. Oktober im Rahmen der Ausstellungseröffnung "Zeitgespenster" vorstellen.
In der mehrstündigen Sitzung wurden alle Räume des Schlosses gründlich auf paranormale Phänomene abgeklopft: "Weißt du, dass du tot bist? Gib uns ein Zeichen, klopfe ans Fenster oder bringe mein Gaussmaster zum Ausschlagen!", sagte Schindler in den Raum und hielt noch ein Sahnehäubchen parat, für alle, denen nicht allein durch die Dunkelheit, die ständig pfeifenden Rauchmelder und die skurrile Situation schon ganz anders geworden ist: originale Tonaufnahmen von vorherigen Sitzungen. "Help me! Hört ihr mich", raunte es dem Zuhörer entgegen und wohl spätestens an dieser Stelle wurde klar: Eine rationale Erklärung dafür gibt es wohl nicht oder?
Gespenst – da war doch was. Genau, Geschichten nach ähnlichem Strickmuster, von dem ein ganzes Genre der Gruselliteratur lebt: Unglückliche Adelige sind verdonnert, über die Jahrhunderte anderen einen Schrecken einzujagen. Sozial veranlagte Menschen versuchen zu verstehen und fragen nach dem Unglück, das dahintersteht. Und Schriftsteller von Henrik Ibsen bis Oscar Wilde haben ganze Bücher mit Gespenstergeschichten gefüllt. Während aus Großbritannien in regelmäßigen Abständen eine Kurzmeldung über den Kanal kommt, dass ein Gespenst am Tresen eines alteingesessenen Pubs gesichtet wurde, wird hierzulande über solcherlei Seemannsgarn gerne gelächelt.
Für Fritz Emslander, Kurator am Museum Morsbroich, steht aber fest, dass es weitaus schwieriger sein dürfte, die Nichtexistenz von Gespenstern zu beweisen, als das Gegenteil. Er steckt gerade in den Vorbereitungen zur Ausstellung „Zeitgespenster – Erscheinungen des Übernatürlichen in der zeitgenössischen Kunst“, die Ende Oktober beginnen soll. Eine Lichtinstallation von Werner Reiter im Spiegelsaal soll es geben, und Sue de Beer richtet eine Spukkammer ein. Aber das Tollste hat wohl Wolfgang Gierden, Hausmeister auf Schloss Morsbroich, zu sagen. Er wohnt auf dem Gelände und in seiner Küche spielten Toaster und Fritteuse mehrfach verrückt. Plötzlich platzten die Glühbirnen, und die Energieversorgung war mit ihren Latein schnell am Ende.
Mitte der 80er Jahre wurde im Schloss ein Aufzug eingebaut. Und daraufhin ging es laut Gierden rund. „Da wurde immer wieder nachts der Alarm ausgelöst, weil der Fahrstuhl rauf und runter fuhr.“ Es war aber niemand im Haus. Ein Satz, den Melanie Schindler von den Ghosthunters NRW, ein ehrenamtlicher Zusammenschluss von Geistersuchern, so nicht stehen lässt. Im verdunkelten Herrenzimmer fragen sie und ihre Kolleginnen Dunja Kutschat und Irene Becker bei den Verstorbenen Agnes und Friedrich von Diergardt nach, ob sie es vielleicht waren, die den Fahrstuhl bedienten. „Das ist der komische Kasten, der rauf und runterfährt“, übersetzt Kutschat für technisch nicht eingeweihte Gespenster. Die Antwort bleibt aus. Aber Gierden weiß, dass jeden Abend ein Hauptschalter umgelegt werden muss, da kein Techniker bislang das Problem des Geisterfahrstuhls in den Griff bekommen habe.
„Der Stadt wurde das auf Dauer zu teuer, immer jemanden rauszuschicken.“ Kostenlos ist die Arbeit der Ghosthunters. Sie verkabelten Spiegelsaal, Damen- und Herrenzimmer, stellten Kameras auf, machten Videos und Fotos und werten in dieser Woche alles am Computer aus. Der Bericht soll zur Ausstellungseröffnung vorliegen. Emslander stieß durch Medienberichte auf die Damen, die mit einem Medium in Kontakt treten wollen. Schindler erklärt, dass ihr Team schon manchem Zeitgenossen geholfen habe, der Gespenster in seiner Gegenwart wähnte.
In der Wohnung eines Paars, das ohne Arbeit und meist zu Hause war, soll es einen Schatten gegeben habe, der immer auftrat, wenn die Frau unter die Dusche ging. „Die hatten eine Gastherme, von der viel Energie ausging“, deutet Schindler. Sie nimmt ihre Arbeit sehr ernst, in dunkler Tischrunde stellt sie Fragen in den Raum. Alltagsgeräusche wie vom Rauchmelder, Heizung oder Hochzeitfeier im benachbarten Restaurant können die Geisterjäger herausfiltern. Sie sind auf der Suche etwa nach Klopfzeichen. „Die können wir später manchmal am Computer feststellen“, sagt Schindler.
Laut Emslander, der sich mit der Materie befasste, hat gut die Hälfte der Deutschen mindestens einmal im Leben eine paranormale Erfahrung gemacht, jeder Sechste hatte ein Spukerlebnis oder eine Geisterscheinung. Auf die Frage, ob er nun gemäß dem Spruch „Die Geister, die ich rufe“ mit Esoterik- und Gruselfans zur Ausstellung rechne, gibt er sich aber erstaunlich eindeutig: „Nein.“
Hilfe für Menschen, die sich von unerklärlichen Phänomenen in ihrer Wohnung gepeinigt fühlen, bieten die Ghosthunter NRW. Sie untersuchen Wohnungen, in denen es offenbar spukt.
Köln.
Als plötzlich der Ball des Hundes ohne ihr Zutun die Bettkante herunterrollt, hält Sabine Heuser es nicht mehr aus zu Hause. Von nun an wohnt sie bei ihrem Freund – aus Angst davor, „dass es noch offensichtlicher wird“. Ihr zehnjähriger Sohn schläft vorerst bei der Großmutter. „Es“, das sind die Vorfälle in ihrer Wohnung, die sich Heuser nicht erklären kann: Nächtliches Klopfen unter dem Bett; ein Gefühl von Unbehagen, wenn sie in der Wohnung ist; ihre französische Bulldogge, die vor der Kaminwand zurückschreckt.
Wenige Wochen später beobachten drei Kameras das Stillleben im abgedunkelten Wohnschlafzimmer der 28-Jährigen. Zu viert sind die Ghosthunter NRW aus Wuppertal und Bergheim angereist und sitzen nun im Stuhlkreis. Ein Diktiergerät nimmt Geräusche auf. „Möchtest du der Sabine etwas mitteilen, das sie wissen muss?“, fragt Melanie Schindler, Chefin der Ghosthunter NRW, ins Dunkel. Der Gauss-Master, ein Gerät, das elektromagnetische Spannungen misst, rattert los. Sabine Heuser hat sich in die hinterste Ecke verkrochen und hört ängstlich zu. „Kannst du das Klopfen nachmachen?“, hakt Dunja Kutschat vom Ghosthunter-Team nach und klopft auf den Tisch. Stille diesmal.
„Meine Mutter denkt, ich sei verrückt“, sagt Heuser. Auch ihr Chef hält die Ängste der Altenpflegerin für Spinnerei und fürchtet, dass seine Einrichtung in Verruf geraten könnte.Deshalb will Sabine Heuser ihren richtigen Namen nicht nennen. Bei den Ghosthuntern fühlt sie sich ernst genommen. Die selbst ernannten Spezialisten für Paranormales nehmen sich fast drei Stunden Zeit, um die Zwei-Zimmer-Wohnung der Altenpflegerin nach Geistern zu durchsuchen. Mit Laserpointern testet Thomas Pedall, ob Schatten an der Wand zu sehen sind, während seine Partnerin Claudia den sogenannten Move Test aufbaut. Dabei richtet sie eine Kamera auf eine mit Vogelsand bestreute Fläche, auf der eine Stoffmaus und Schmuck liegen.
„Die Vormieterin hatte eine Katze“, sagt sie. Mit der Technik könne man feststellen, ob sich dort etwas bewegt. Melanie Schindler nimmt derweil den Gauss-Master zur Hand und stellt fest, dass hinter dem Metallbett eine Leitung entlangläuft. „Das führt oft dazu, dass Menschen sich unwohl oder beobachtet fühlen.“ Die Vierte der Ghosthunter, Dunja Kuschat, richtet den Sensor eines Infrarot-Thermometers auf mehrere Stellen im Raum. Schließlich müssen alle die Wohnung für 20 Minuten verlassen. Nur Kameras und Diktiergeräte dürfen bleiben, um den eventuell menschenscheuen Geist aufzuspüren. „Wir melden uns in etwa einer Woche mit dem Ergebnis“, verspricht Schindler der Altenpflegerin. Zurück in der Heimat werten die Geister-Experten Video- und Tonmaterial mit Computerprogrammen aus.
Seit zwei Jahren bieten die Ghosthunter NRW kostenlos Menschen ihre Unterstützung an, die den Verdacht haben, dass es bei ihnen spukt. „Wir wollen keine Geschichten erzählen“, betont Melanie Schindler immer wieder. In 98 Prozent der Fälle fänden sie natürliche Erklärungen für die Vorkommnisse bei ihren Klienten. Die Ausrüstung im Wert von etwa 5000 Euro haben die Geisterjäger aus eigener Tasche finanziert und ihre Methoden nach und nach selbst entwickelt.
Bis zu 25 Anfragen bekommt das insgesamt siebenköpfige Team mittlerweile pro Jahr. „Die können sich das nicht alle eingebildet haben“, meint Schindler. Die Ghosthunter glauben, dass Seelen von Verstorbenen überall sind. Davon machten aber nur diejenigen auf sich aufmerksam, die unter den Lebenden noch etwas zu erledigen haben.
Zehn Tage später die Entwarnung: „Da ist nichts in Frau Heusers Wohnung, wovor sie sich fürchten müsste“, sagt Melanie Schindler. Die Ursache für das unwohle Gefühl in der Wohnung sehe sie vor allem schlecht isolierte Elektroleitungen. Die anderen Vorkommnisse seien eher Zufall. Sabine Heuser schläft jetzt wieder in ihrer eigenen Wohnung. „Ich fühle mich wieder absolut wohl“.
Melanie Schindler, 34, Team-Leiterin der Ghosthunter NRW und gelernte Arzthelferin, berichtet mir von ihren Erfahrungen. Wir kommen an und schauen erst mal: Was geht hier vor? Manche wollen, dass es spukt, wünschen sich so sehr, dass Verstorbene zu ihnen sprechen. Die Ghosthunter NRW rücken im Jahr etwa im Zwei-Wochen -Rhythmus aus. Sie alle haben eigentlich eine ganz andere Arbeit, üben Berufe wie Einzelhandelskauffrau, Rechtsanwaltsfachangestellter oder Fachinformatiker aus. Wenn sie auf Geisterjagd gehen, ist das immer in ihrer Freizeit, meist am Wochenende.
Am 16.03.2011 stand dieser Bericht über uns in dem Burscheider Teil der WZ (Bergischer Volksbote)
http://www.wz-newsline.de/lokales/burscheid/den-geistern-auf-der-spur-1.605866
Am 15.03.2011 war der selbe Text, nur etwas ausführlicher, auch Online zu lesen in der Ratinger Zeitung bzw. auf deren Internetplattform.
Daraus ist folgender Artikel entstanden:
Link zum Artikel: http://www.express.de/panorama/wir-jagen-gespenster-drei-frauen-untersuchen-spukhaeuser,2192,4751774.html